Zuletzt aktualisiert am 7. Januar 2023 um 19:11

Ich sehe es direkt vor mir, wie du dich jetzt fragst, wo es in Salzburg Feentempel gibt und vor allem, was das überhaupt sei. Es erstaunt mich immer wieder, wie wenig in der Stadt auch bei den Einheimischen dieses Projekt der Salzburger Festspiele anlässlich des 100 Jahr Jubiläums des Festivals bekannt ist. Eigentlich sollten die ursprünglich vier künstlerischen Interventionen nur im Jubiläumsjahr 2020 aufgestellt bleiben. Dann zog ja bekanntermaßen eine Pandemie nicht nur ins Land, sondern gleich über den ganzen Globus und vieles war auf den Kopf gestellt. Darum kann man drei Interventionen noch bis Ende August 2021 besuchen und bestaunen.

Der Traum von einem Feentempel, in dem Menschen
aller Weltnationen wieder zueinander finden.

Hugo von Hofmannsthal

Interventionen erinnern an nicht gebaute Festspielhäuser

Ich durfte schon voriges Jahr im Spätwinter einen Blick hinter die Kulissen werfen und hatte mich sehr über die Thematik gefreut, da ich mich schon vor einiger Zeit mit genau diesen nicht gebauten Häusern beschäftigt hatte. Eigentlich hätte ja dann im Frühling 2020 ein Pressespaziergang zu den künstlerischen Werken stattfinden sollen, aber wir wissen ja…

Tafel 2019/20 am Kapuzinerberg
Künstlerische Intervention von Wolfgang Feiersinger am Kapuzinerberg
Tafel 2019/20 am Kapuzinerberg
Weiße Tafel mit Gipsmodell eines nicht gebauten Festspielhauses

Die Tafel 2019/20 am Kapuzinerberg

Im Herbst erhielt ich einen kleinen Schreibauftrag einer bekannten österreichischen Tageszeitung über die Waldstädte in Österreich. Du erinnerst dich an die Aussagen, die der ehemalige US-Präsident über Österreich tätigte? Nämlich, dass sehr viele Österreicher in Waldstädten leben würden. Dafür fand ich die künstlerische Intervention von Wolfgang Feiersinger, Tafel 2019/20 mitten am Kapuzinerberg sehr passend. Der Hintergrund dazu ist der nie gebaute Monsterbau aus der Nazizeit auf dem Stadtberg, der auch ein Festspielhaus beinhalten sollte. Die Gauanlage wäre so monströs geworden, dass sie die Festung klein erscheinen hätte lassen. Nun erinnert für kurze Zeit eine weißer flacher Tisch mit einem Gipsabdruck des einzig verbliebenen Modellteils an diese architektonische Katastrophe und ein dunkles Kapitel der Festspiele.

Verirre dich nicht am Kapuzinerberg

Zum Glück war ich vorigen Herbst beinahe alleine am Kapuzinerberg unterwegs, um Fotos zu knipsen, denn ich habe mich trotz Koordinaten heillos im Wald verirrt. Um ehrlich sein, das gesamte Projekt ist kaum bis schlecht beschildert. Ich hätte schon bei den Kapuzinerbergaufgängen Richtungsschilder aufgestellt. So habe ich nach fast einer Stunde und einer Odyssee durch den Stadtbergwald das Kunstwerk gefunden. Als Anhaltspunkt nimmst du die Mozart Statue nach dem Kapuzinerkloster und hältst dich an den rechten Spazierweg. Nach etwa 10 Minuten Gehzeit ab dem Kloster liegt dann rechter Hand eine weiße, flache tafel mitten im Wald. Von dort aus hast du auch einen großartigen Blick auf die Stadt und zur Festung.

Skulptur am Mönchberg
Skulptur von Esther Stocker am Mönchsberg
Künstlerische Intervention am Mönchsberg
Knitterskulptur gegenüber von Schloss Mönchstein am Mönchsberg

Dreiteilige Knitterskulptur für den Mönchsberg

Die nächste Skulptur findest du am Mönchsberg. Sie stammt von Esther Stocker und erinnert an einen sehr frühen Entwurf aus dem Jahr 1890. Schon da wurde ein Haus für Mozart geplant. Das Kunstwerk ist eine dreiteilige Skulptur, die zerknitterte Blätter zeigt. Diese Blätter zitieren originale Auszüge aus der Schrift Das Mozart-Festspielhaus in Salzburg, und Entwürfe für das damals geplante Gebäude. Diese künstlerische Intervention findest du leichter, obwohl sie auch nicht gut beschildert ist. Du musst nur zum Schlosshotel Mönchstein gelangen, egal ob zu Fuß oder mit dem Aufzug. Ziemlich genau gegenüber des Einfahrtstores liegt ein überdimensionales zerknülltes Papier. Die anderen beiden Teile befinden sich in der nahen Umgebung.

Der Portalrahmen im Mirabellgarten

Deine dritte Station des Spazierganges zu den Feentempeln steht mitten am Rosenhügel im Mirabellgarten. Ein dreiteiliger großer, goldfarbener Rahmen stellt das Eingangsportal des 1950/51 geplanten Festspielhauses von Clemens Holzmeister dar. Der Künstlerin Isa Rosenberger ist ein guter Eindruck der Dimension des nicht gebauten Hauses gelungen. Auch hier möchte ich wieder die zu kleinen Hinweise bemängeln. Ich habe kaum jemanden getroffen, der wirklich weiß, worum es sich bei dem Gestell handelt. Viele glauben das wäre ein Fotorahmen, wie er an vielen Orten als Fotospot zu finden ist. Nur halt sehr groß.

Goldener Rahmen am Rosenhügel
Goldener Portalrahmen von Isa Rosenberger im Mirabellgarten

Ursprünglich vier Interventionen

Es entzieht sich meiner Kenntnis, weshalb die vierte Intervention, die im Park von Hellbrunn die Grundrisse des in den 1920er Jahren geplanten Festspielhauses nachzeichnete, nicht mehr existiert. Ich habe sie zwar im letzten Winter besucht, aber nicht fotografiert.

Für den Spaziergang zu den drei verbliebenen Kunstwerken kannst du gut zwei Stunden einrechnen. Für noch mehr Infos empfehle ich dir die Webseite der Salzburger Festspiele. Wenn du dich für die nicht gebauten Festspielhäuser interessierst, dann kannst du meinen Beitrag dazu nachlesen.

Die Salzburger Festspiele finden 2021 vom 17. Juli bis 31. August statt.